
Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da! Wenn ich an Kleidungsstücke für diese Jahreszeit denke, dann kommen mir als erstes Trenchcoats in den Sinn. Und genau das sollte mein erstes Projekt für den Herbst werden. Vor einem halben Jahr hatte ich bereits Erfahrungen sammeln können, als ich meinen ersten Trenchcoat genäht habe (hier kommt ihr zum Blogpost). Das hat mir einiges an Grübeleien erspart!
Schnitt und Materialien

Abigail von Vikisews ist ein etwas voluminöser Mantel mit Raglanärmeln und hat alles, was man bei einem Trenchcoat erwartet: eine zweireihige Knopfleiste, Schulter- und Armriegel, Paspeltaschen, eine Rückenpasse und einen Koller. Der Gürtel wird mit einem Knopf zugebunden, was ich bisher noch nicht gesehen habe und mir gut gefällt.
Mein letzter Trenchcoat war Weiß und ich habe schon beim Nähen bereut, dass ich die Farbe gewählt habe. Er sah von Anfang an aus wie ein Arzt- bzw. Laborkittel und auch in dem fertigen Kleidungsstück habe ich mich einfach nicht wohlgefühlt. Mit der Verarbeitung war ich jedoch zufrieden.
Für diesen wollte ich unbedingt Gabardine vernähen - dem "Original"-Stoff für Trenchcoats. Es war ziemlich schwierig, etwas zu finden, vor allem den klassischen Beigeton, den ich unbedingt haben wollte. Und als ich die Suche schon längst aufgegeben habe und auch gar nicht mehr daran gedacht habe, fand ich bei Cousette eine Auswahl an Gabardine-Stoffen in vielen verschiedenen Farben. Für 3 m habe ich 38,70 € (ohne Versandkosten) bezahlt. Leider musste ich feststellen, dass es dennoch nicht der typische Trenchcoat-Stoff war, den ich erwartet habe. Er ähnelt eher einem normalen Baumwolltwill und war demnach auch nicht knitterresistent. Das ist wohl der Nachteil, wenn man Stoffe online bestellt. Optisch ist er jedoch perfekt!
Für das Futter habe ich einen cremefarbenen Stoff der Marke Neva´viscon gewählt, mit dem ich schon beim letzten Mal sehr zufrieden war und die 12 braun-melierten Hornknöpfe habe ich in einem Knopfladen in Salzburg gekauft.
Nähen und Änderungen

Obwohl er gar nicht so auf den ersten Blick erscheint, war der Trenchcoat ziemlich aufwendig und hat mich sehr viel Zeit gekostet. Allein für das Zusammenkleben und Ausschneiden des Schnittmusters habe ich drei Abende benötigt und für den Zuschnitt ein ganzes Wochenende (natürlich saß ich nicht ununterbrochen daran, aber es war doch schon so viel, dass ich zwischendurch andere Sachen machen musste).
Das E-Book mit der Anleitung besteht aus 53 Seiten. Ein Vergleich: Die Anleitung der Shorts, die ich zuletzt genäht hatte, hat 23 Seiten. Es gab Tage, an denen ich dachte, dass es überhaupt nicht vorangeht, dann wiederum welche, wo ich viel geschafft habe. Dennoch wurde ich nie ungeduldig, was wohl daran lag, dass ich jeden Tag einbisschen genäht habe. Oft waren es zwei bis drei Stunden nach der Arbeit, nur an einem Samstag habe ich fast 7 Std genäht. Insgesamt komme ich ungefähr auf 40 Stunden (mit Schnittmuster und Zuschnitt) - so viel wie eine ganze Arbeitswoche!
Was ich gelernt habe bzw. was neu für mich war, waren die Paspeltaschen, mit denen ich ganz zufrieden bin und die wirklich nicht schwer zu nähen sind. Bei der Rückenpasse musste ich auch einen etwas längeren Moment überlegen, wie es in der Anleitung gemeint ist, aber nach mehrmaligem Hinschauen und einigem Probieren, hat es auch gut geklappt :).
Am Schnitt habe ich nicht viel geändert, nur den Saum um 3 cm und die Ärmel um 1 cm gekürzt.

Fazit
Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben und wollte, dass ich mit jeder Naht zufrieden bin und alles "perfekt" aussieht. Das wurde es natürlich nicht, aber dieses Nähprojekt ist mit Abstand das Ordentlichste, was ich bisher gemacht habe. Ich kann wirklich jedem empfehlen, lieber etwas aufzutrennen oder Teile neu zu nähen, die nicht gut geworden sind bzw. mit denen ihr nicht zufrieden seid. Ihr werdet euch später selbst dafür danken!
Außerdem kann es sehr hilfreich sein, wenn ihr die Stoffreste vom Zuschnitt so lange aufhebt, bis euer Projekt beendet ist. Ich habe z. B. die Knopflöcher der Ärmelgurte genäht und bereits aufgeschnitten, als ich gemerkt habe, dass ich in die falsche Richtung genäht habe. Die Knopflöcher waren weiter weg vom Rand, als sie eigentlich sein sollten. Also musste ich die beiden Teile für die Ärmelgurte neu machen und war wirlich froh, dass ich noch Stoff übrig hatte.
Abigail ist vielleicht nicht ganz so klassisch wie der Schnitt Tessa, aber durch die Form und die Details ist er auf jeden Fall besonders. Wenn ich mir noch einen Trenchcoat nähen wollen würde, würde ich mich für diesen hier entscheiden.



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